Online-Reiseführer Algarve  Castro Marim  © Bunge-Kersten und Bunge



Karte     Beschreibung

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Stadtplan



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Ortsbeschreibung


Die knapp 5000 Einwohner umfassende Stadt Castro Marim liegt ca. 3km südlich der Autobahn unmitttelbar vor der spanischen Grenze und in unmittelbarer Nachbarsxchaft zu Vila Real de Santo António. Der Ort schmiegt sich ringförmig um ein mächtiges Kastell und aus Furcht vor dem Erzfeind Spanien wurde (vorsichtshalber) auf einem weiteren Hügel gegenüber noch eine Burg gebaut, von der allerdings nur noch ein paar Mauerreste vorhanden sind. Sie merken, Castro Marim ist sehr geschichtsträchtig, wenn Sie mehr über die geschichte dieser kleinen Stadt wissen wollen, folgen Sie dem Link: Die Geschichte der Stadt Castro Marim.

Die Historiker vermuten, daß der Ort früher - als Insel umgeben von flachem Wasser - näher am Meer lag und als Hafen für die Schiffahrt auf dem Guadiana Bedeutung hatte. Jetzt fließt der Guadiana etwa 3 km östlich vorbei, dazwischen liegt ein ausgedehntes Sumpfgebiet. Seit Jahrhunderten wird hier Salz gewonnen, das Gebiet ist wie ein Teppich bedeckt mit Salinen. Das Feuchtgebiet südwestlich der Stadt ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Zusammen mit dem Naturpark Ria Formosa wird damit ein Küstenstreifen von 20489 ha dem unkontollierten Zugriff entzogen. Im Reserva Natural do Sapal de Castro Marim e Vila Real de Santo António; - so der offizielle Name - leben Störche, Reiher, Flamingos und Taucher; natürlich sind auch viele seltene Blumen und Pflanzen zu bewundern, die in einem Sumpfgebiet heimisch sind.

Gblick von der Burg Castro Marim
Blick vom Kastell, im Hintergrund
Salinen zur Salzgewinnung
der Guadiana
Igreja de Nossa Senhora dos Martires
und Teilansicht des Kastells
 

In der Stadt selbst können Sie noch viele typische Algarve-Häuser sehen, zum Teil recht alt, aber auch nach alter Tradition renoviert. Die kleinen flachen Häuser mit ihren blauen, gelben oder grünen Anstrichen um Fenster und Türen prägen (noch) das Ortsbild.
Gleich am Ortseingang gegenüber einem Sportplatz befindet sich ein großer Parkplatz, auf dem Sie Ihr Auto stehen lassen können. Durch eine kleine Fußgängergasse gelangen Sie direkt auf die Hauptstraße, die Rua de São Sebastião. Dieser folgen Sie vorbei an Markthalle, Behörden und kleinen Bankfilialen immer geradeaus Richtung Burg. Nach etwa 100 Metern kommen Sie zum Praça 1° de Maio, einem kleinen Platz, über dem sich Kirche und Burg erheben. Auf der rechten Straßenseite befindet sich das Tourismusbüro - erstaunlich groß und mit Informationsmaterial gut bestückt. Zur Hauptkirche - der Igreja de Nossa Senhora dos Martires können Sie vom Platz aus über Treppen hinaufsteigen. Diese Kirche wurde Ende des 18.Jahrhunderts gebaut, nachdem die Gemeindekirche, die sich innerhalb der Burgmauern befand, beim Erdbeben 1755 völlig zerstört wurde. Bemerkenswert ist die Kuppel, im Innern sind Heiligenbilder aus dem 16. und 18. Jahrhundert erhalten (die Kirche war bei unserem Besuch leider verschlossen).

Blick vom der Kirchenvorplatz Blick von der Burg
Blick vom Kirchenvorplatz auf den
Praça 1° de Maio, links oben
das Castelo de São Sebastião
Blick vom Kastell
 
 

Der direkte Weg zum Kastell von Castro Marim führt über die Travessa do Castelo, die etwas versteckt vom Praça 1° de Maio abzweigt (bevor die Treppen zur Kirche hinauf beginnen, links abbiegen). Der Aufstieg ist nur kurz und nicht besonders steil. Schon bald durchschreiten Sie die große hölzerne Tür in der Burgmauer.
Die Burg ist im Winter von 9 - 17 Uhr und im Sommer von 9 - 19 Uhr für das Publikum geöffnet. Gleich links hinter dem Eingang werden Sie an einem kleinen Gebäude ein Schild mit der Aufschrift "Recepçao" sehen, tatsächlich handelt es sich nicht nur um die Rezeption, sondern um ein (weiteres) Tourismusbüro. Der Zugang zur Burg ist frei. Sie werden bei Ihrem Spaziergang innerhalb der Burgmauern feststellen, daß es noch eine Burg in der Burg gibt, es handelt sich dabei um die Reste einer maurischen Burg. Fantastisch ist der Blick von den Mauern auf die umliegende Landschaft bis hin zum Guadiana.

Blick vom Kastell Castelo Velho
Blick vom Kastell auf den
GrenzflußGuadiana
Das Castelo Velho
innerhalb der Burganlage

Wenn Sie sich sattgesehen und alles "erforscht" haben, können sie noch einen Spaziergang zu den Ruinen des auf dem gegenüberliegenden Hügel gelegenen Castelo de São Sebastião; machen. Diese Festung wurde zur Verteidigung im Restaurationskrieg gegen Spanien im 17.Jahrhundert gebaut. Viel ist davon nicht übrig geblieben, wegen des schönen Rundumblicks lohnt sich aber der Aufstieg. Es gibt keine Straße - Sie müssen einen gut sichtbaren Trampelpfad benutzen, der hinter dem Haus, in dem sich die Touristeninformation befindet, beginnt. Wenn Sie vor diesem langgestreckten Haus stehen, gehen sie links vorbei und eine Treppe mit Betonstufen hinauf; es schließt sich dann gleich der Trampelpfad an. Von oben sehen Sie in einiger Entfernung am Ortsrand (Richtung Osten) ebenfalls auf einem Hügel die Igreja Santo Antonio. Sollte es bei Ihrem Besuch nicht allzu heiß sein, lohnt sich ein Spaziergang (einfach durch das offene Gelände) zu dieser kleinen Kirche und von dort zurück durch die Stadt zum Parkplatz. Bei Temperaturen über 25°C raten wir allerdings davon ab, gehen Sie dann lieber gleich "bergab" zurück zu Ihrem PKW.

Igreja Santo Antonio,

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Die Geschichte der Stadt Castro Marim


Archäologische Forschungen haben bestätigt, daß die Gegend um Castro Marim und vermutlich auch schon der heutige Ort selbst seit ca. 5000 v.Chr. besiedelt war.
Aus Nordafrika kommend hatte sich eine Bauernkultur über die iberische Halbinsel bis nach England ausgebreitet und sich auch an der Algarve mit der dortigen Urbevölkerung gemischt. Aus dieser Zeit stammen die diversen Megalithfiunde, aus der Kupferzeit ab 2000 v. Chr. die Dolmenbauten; Die Forscher vermuten, daß in den Jahren weitere Völker aus Afrika eingewandert sind - erstmalig ist bei griechischen Chronisten von Iberern die Rede. Diese Iberer gelten auch als Erbauer der ca 2000 verstreut liegenden castros, bewehrte und befestigte Dörfer.
Die Wissenschaft ist sich einig darüber, daß spätestens ab 700 v.Chr. keltische Stämme über die Pyrenäen auch nach Südportugal vorgedrungen sind und sich mit den Iberern zu den Keltiberern vermischt haben. Schon der Name der Stadt C a s t r o M a r i m deutet darauf hin., daß der Ort schon zu Zeiten der Iberer bezw. Keltiberer eine gewisse Bedeutung und Größe gehabt haben muß.

Die Phönizier gründeten etwa ab 1100 v.Chr. überall im westlichen Mittelmeerraum und auch an der Atlantikküste Portugals Niederlassungen -so zB auch in Lissabon im Tejo-Trichter die Stadt "Alis-Ubbo" . Auch die Anwesenheit der Phönizier in Castro Marim und die Gründung eines wichtigen Handelshafen läßt sich nachweisen. Im 8. Jhdt. v.Chr. verloren die Phönizier ihre Vormachtstellung an die Griechen; griechische Funde aus der Gegend um Castro Marim liegen jedoch nicht vor;. Nach dem Machtkampf zwischen Rom und Karthago beginnt die Romanisierung der iberischen Halbinsel in den Jahren 200 v.Chr. - 500 n.Chr. Zu jener Zeit trug der Ort den Namen Castrum Marium und lag an einer der wichtigen"Römerstraßen", Nach anschließender zweihundertjähriger Herrschaft der Westgoten über das Land ( 500 -700 n.Chr. ) folgte die Besetzung durch die Mauren; die durchaus segensreiche maurische Herrschaft dauerte in Castro Marim bis zum Jahre 1242.Nicht bewiesen, aber immer wieder berichtet wird, daß, daß das Kastell von Castro Marim aus dieser Zeit stammen soll. Gesichert ist nur, daßdie baulichen Anlagen des Mittelalters im wesentlichen auf König Dom Afonso II zurückgehen. näheres zur Geschichte der Burg erfahren Sie unter dem Link:
Das Kastell von Castro Marim - O Castelo Velho

Nach der Rückeroberung durch die Christen verfiel das Land zunächst in Armut - der Handel mit den nordafrikanischen Städten kam völlig zum Erliegen. König Dom Afonso III schaffte 1277 Sonderregelungen und Privilegien für die Städte der Algarve - so auch für Castro Marim und langsam erholte sich das Land.
Auf Anordnung des König Dom Dini I war der Ort in den Jahren 1319 - 1356 Hauptsitz des
Christusritterordens (des früheren Templerordens).
Im 17. Jhdt wurde von König Johann IV die Festung Castelo de São Sebatião südlich oberhalb der Stadt und gegenüber dem alten Kastell errichtet. Bis zum 19. Jhdt. behielt Castro Marim seine große strategische Bedeutung zur Sicherung der spanischen Grenze. Nach dem verheerenden Erdbeben von 1755 und der Bau der "Reißbrettstadt" Vila Real de Santo António verlor der Ort jedoch zunehmend an Bedeutung.

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Das Kastell von Castro Marim - O Castelo Velho




Wo Sie sich auch in Castro Marim befinden - stets haben Sie die mächtige Burganlage im Auge; ein wahrhaft großartiges Bauwerk !
Immer wieder wird behauptet, die Burg sei maurischen Urprungs - Beweise hierfür existieren jedoch nicht. Auch nicht hinsichtlich der innerhalb der Anlage befindlichen kleineren, quadratischen Burganlage - dem Castelo Velho, die jedoch wesentlich älter ist, als die Haupttanlage. Historisch gesichert ist nur der Umstand, daß das Kastell im wesentlichen Anfang des 13. Jhdts von König Dom Afonso II errichtet worden ist.
Nach dem Verlust der Stadt Ayamonte an Kastilien, verstärkte König Dom Dinis I die Anlagen, insbesondere die äußere Burganlage; es galt auch, sich gegen maurische Piraten zu verteidigen und gleichzeitig den Templern eine neue Heimstatt zu schaffen. Auf Anordnung des König Dom Dini I war der Ort in den Jahren 1319 - 1356 Hauptsitz des
Christusritterordens (des früheren Templerordens). Mehr über diesen politischen  Schachzug des Königs, derr damit die Anordnungen des Papstes unterlief, erfahren Sie unter dem eben genannten link.

Als im 16. Jhdt Feuerwaffen und Kanonen immer größere Bedeutung gewannen, wurde auch die Burganlage von Castro Marim für Kanonen umgerüstet und die Mauern entsprechend verstärkt. Während der Restaurationsskriege wurde die Anlage Mitte des 17. Jhdts restauriert und von König Dom João IV. das Fort São de Sebastião auf einem gegenünberliegenden Hügel errichtet.

Blick vom Kastell Castelo Velho

Nachdem Sie das mächtige Eingangstor durchschritten haben gelangen Sie auf einen Art Vorplatz - linkerhand befindet sich in einem kleinen Gebäude die Recepçao, in der Sie auch touristisches Informaationsmaterial erhalten, rechts und direkt vor Ihnen befinden sich zwei etwas größere Gebäude, in denen sich Abteilungen der ODIANA - einer von den Gemeinden Alcoutim, Castro Marim und Vila Real de Santo Antonio im Jahre 1998 gegründeten Vereinigung für die Entwicklung des unteren Baixo Guadiana - befinden.

Ihr Weg führt Sie dann vorbei an der im 18 Jhdt errichteten Igreja da Misericordia (leider verschlossen !) an verschiedenen Ruinen alter Häuser und dem gut erhaltenem Paiol - dem Pulverhaus - zu der innerhalb des Burggeländes liegenden weitaus älteren Burg- dem Castelo Velho, die maurischen Ursporungs sein soll. Diese Burganlage beherbergt ein städtisches Museum (leider z.Zt. geschlossen, diverse Pferdeställe, Zisternen sowie div. Hausruinen. Die quadratische Festungsanlage wird von vier Wachttürmen eingefßt - auf den Burgmauern können Sie die komplette Anlage umwandern und hierbei einen herrlichen 360 Grad Rundumblick auf die umgebende Landschaft, das Sumpfgebiet, den Grenzfluß Guadiana, die Salzsalinen, das spanischen Ayamonte, die Nachbarstadt Vila Real de Santo António und den Atlantik genießen.
Zurück geht es dann vorbei an dem an der Nordseite der Burganlage gelegenen Ruinen des Hospizes (Krankenhaus) zum Burgtor.

Die portugiesische Fahne
über dem Burgeingangstor

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Der Christusritterorden


Seit 1282 war Castro Marim und das Kastell ein Sitz des Templer-Ritterordens. Dieser im Jahre 1119 gegründete Ritterorden hatte maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Rückeroberung der von den Mauren besetzten Gebiete und als Dank für diese Arbeit hatte der König Dom Afonso Henrique dem Orden im Jahre 1158 das Castelo de Ceras in Tomar geschenkt. Die Templer errichteten daraufhin auf einem Hügel oberhalb der Stadt und strategisch weit besser gelegen die berühmte Templerburg. Tomar war seitdem der Hauptsitz der Templer in Portugal.
In den folgenen Jahrhunderten vermehrte der Orden -finanziell untertstützt vom Papst (Kreuzritterzüge !)und mit entsprechenden Privilegien ausgestattet - sein Vermögen beträchtlich. So auch in Frankreich. Letzteres mißfiel dem französischem König Philipp dem Schönen sehr und Anfang des 14.Jhdts versuchte dieser, sich das Vermögens des Ordens einzuverleiben. Er beschuldigte den Orden beim Papst, heidnische Riten zu pflegen und Kontakte zum Islam zu unterhalten. Der von Frankreich damals abhängige Papst verbot daraufhin den Orden - dieses Verbot galt auch für Portugal.

Der portugiesische König Dom Dinis - ein Anhänger des Ordens - ließ sich daraufhin einen politischen Schachzug besonderer Qualität einfallen: Der Templerorden wurde im Jahre 1319 der Form halber aufgelöst, das Vermögen dem gleichzeitig neu gegründetem Christusritterorden übertragen und der Sitz dieses Ordens nach Castro Marim verlegt. Letztendlich hatte man nur den Namen geändert - alles Andere war gleich geblieben. Nachdem Gras über die ganze Sache gewachsen war und die poltische Lage sich beruhigt hatte, wurde der Hauptsitz des Ordens im Jahre 1356 wieder nach Tomar zurückverlegt.



In den folgenden Jahrhundert hatte der Orden einen starken Einfluß und Anteil an der portugiesischen Weltgeschichte - viele der berühmten portugiesischen Seefahrer wie zB. Vasco da Gama.,Dias, Cabral und nicht zuletzt Heinrich der Seefahrer waren Ordensmitglieder. Jedem ist das Bild der Karavellen mit dem Christusritterkreuz auf den Segeln bekannt.

Der Orden verlor an Einfluß und Macht durch die Säkularisierung im Jahre 1789; er wurde im Jahre 1910 mit der  Ausrufung der Republik aufgelöst.

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