Vila do Bispo - auf den Spuren der Menhire

Online-Reiseführer Algarve                 ©  Marlene Bunge-Kersten und Hans-Joachim Bunge

Menhire - in vielen Teilen Westeuropas vor mindestens 5 -7000 Jahren von den jeweiligen Ueinwohnern zu Ehren Ihrer Toten oder Götter allein oder in Gruppen aufgestellte 3 - 5 meter hohe Steinsäulen - haben schon stets das Interesse der Nachwelt erweckt!

Nach der Christianisierung waren es die Priester, die diese stummen Zeugen der Vergangenheit als Teufelswerk verdammten und Ihre Schäflein anstifteten, die Menhire umzustossen, zu zerstören und zum Teil zusätzlich mit christlichen Symbolen zu versehen.. Dies war auch das Schicksal fast aller Menhire in Portugal.

Erstmals hat der portugiesische Archäologe Estaçio de Vega Ende de 19. Jhdts mehrere Gruppen in der Nähe von Sagres beschrieben - heute sind hunderte von Menhire insbesondere in der Region Vila do Bispo bekannt.

Wir möchten Sie heute zu zwei Menhirfeldern in der Nähe von Vila do Bispo entführen:

Zunächst zu dem offiziell "erschlossenen" Monte dos Amantes (Berg der Liebenden) in unmittelbarer Nachbarschaft von Vila do Bispo und anschließend zu einem weit spektakulärerem, jedoch "wilden" Menhirfeld an der Landstrasse zwischen Raposeira und dem Praia da Ingrina.


Die Menhire auf dem Monte dos Amantes

Die zahlreichen Menhire, die in der Gegend um Vila do Bispo zu finden sind, fristeten bisher ein unbeachtetes Dasein und waren höchstens Kennern bekannt. Nun ist jedoch im Monte dos Amantes (Berg der Liebenden) ein Rundgang angelegt worden, der Sie zu 9 mit Tafeln gekennzeichneten Meniren führt.

Der Weg zum "Roteiro Megalitico - Percurso Pedestre" ist leicht zu finden und sehr gut ausgeschildert.

Fahren Sie auf der EN 125 von Lagos Richtung Sagres. In Höhe des Ortes Vila do Bispo nehmen Sie die zweite Ausfahrt rechts (vorher unterqueren Sie eine Brücke), Sie kommen dann zu einem Kreisel. Diesen umrunden Sie halb bis zur letzten Ausfahrt, die auf eine schmale alte Landstraße parallel zur EN 125 führt.
Auf dieser alten Straße fahren Sie etwa 1km, dann geht es links unter einer Unterführung hindurch (ist groß mit einem Wegweiser aus Holz ausgeschildert). Unmittelbar hinter der Unterführung befindet sich ein angelegter Parkplatz. Hier beginnt auch der Rundgang.


Vor diesem Schild "Roteiro Megalitico"
geht es links ab ...
.. und von dem kleinen Parkplatz
sehen Sie schon den Startpunkt

Auf einer großen Tafel ist ein Prospekt -leider nur auf portugiesisch - angeheftet, der Erklärungen zu den einzelnen Menhiren abgibt. Der Kasten, der Prospekte für ausländische Besucher bereithalten soll, war bei unserem Besuch leider leer. Wenn Sie vorher Station in Vila do Bispo machen, sollten Sie sich ein solches Prospekt bei der Post, einer Bank oder einem Cafe besorgen.

Zu Beginn des Rundgangs werden Sie auf einem breiten Feldweg zu Menhir 1 und 2 geführt, danach jedoch sind Sie auf dem weitläufigen Gelände auf sich gestellt und müssen die Menire mehr oder weniger mühsam selbst suchen. Es gibt keinerlei angelegte oder gekennzeichnete Pfade (bei unserem Besuch im März auch keine Trampelpfade zur Orientierung). Da die Steine alle zerbrochen und umgestürzt, zudem auch nicht riesengroß sind, ist es nicht einfach, sie auf Anhieb zu finden. Schwierig ist es auch, die christlichen Symbole und Inschriften, mit denen die Steine später versehen wurden,zu identifizieren. Zwei Stunden Zeit müssen Sie schon einplanen um alle gekennzeichneten Menhire zu finden und zu besichtigen. Und nun der Rundgang im einzelnen:

Menhir Nr. 1 - nur noch ein Fragment
Menhir Nr. 2 - mit einem chr. Kreuz versehen

Menhir 1 ist nur noch das Fragment eines Steins. Er soll als Inschrift ein Kreuz in einer Ellipse haben; ein Symbol, das wir trotz intensiver Suche allerdings nicht finden konnten. Menhir 2, auch ein "pedra escorregadia" (umgefallener Stein), ist mit einem christlichen Kreuz versehen. Die Ansammlung von Steinen unmittelbar südlich dieses Menirs sind die Reste einer neolithischen Grabstelle, an der auch zahlreiche Skelette gefunden wurden.

Menhir 3 finden Sie, indem sie von der Anhöhe talabwärts Richtung Süden gehen, mit Sagres und dem Atlantik am Horizont. Sie wandern direkt auf ein gelbliches Gebäude zu. In Höhe des Gebäudes - 100 bis 200 Meter links liegt der mit Nr.3 gekennzeichnete - von den Christen als Phallus-Symbol gedeutete - Stein. Menhir 4 liegt noch weiter in südlicher Richtung. Gehen Sie zunächst in das Tal hinunter, als Orientierung kann Ihnen ein Doppelmast (kleiner und großer Strommast dicht nebeneinander) an einem Feldweg dienen. Überqueren Sie den Weg und gehen Sie geradeaus weiter. Der in zwei Teile zerbrochene Stein ist ebenfalls mit christlichen Symbolen versehen.

Menhir Nr. 3
Menhir Nr. 4 - aus der Sicht der Nr 3

Einen Menhir 5 gibt es nicht. Punkt 5 des Rundgangs soll den Besucher auf die Pflanzenwelt aufmerksam machen. Man vermutet, daß der Name des Gebietes (Berg der Liebenden) sich von dem hier wachsenden Alraun herleitet, das als Aphrodisiakum gilt.

Menhir 6 liegt ebenfalls in südlicher Richtung; wandern Sie einfach den Hügel hinauf in das Gebiet "Cerro do Camacho". Vermutlich befand sich in dieser Gegend in christlicher Zeit eine Kapelle und eine Ansiedlung.

Menhir Nr. 4 - "abgesoffen"
aber nur wegen de Regentage zuvor
Menhir Nr. 6

Menhir 7 ist ebenfalls in südlicher Richtung hügelaufwärts zu finden. Die Inschriften dieses Menirs sind deutlich zu sehen, das tief eingravierte Kreuz fällt ins Auge. Zu Menhir 8 gelangen Sie, indem Sie im spitzen Winkel durch ein Feld von umgefallenen Steinen weitergehen. Und Menhir 9 ?? Wir konnten ihn nicht finden. Vielleicht lag es an dem hohen Bewuchs bei unserem Besuch und an unseren nassen Füssen, daß wir die Suche aufgegeben haben.

Menhir Nr. 7 mit chr. Kreuz
Menhir Nr. 8

Der Rückweg ist denkbar einfach. Gehen Sie Richtung Norden zurück bis zu dem Feldweg, den Sie bei den zwei Strommasten gekreuzt haben. Dieser Weg führt direkt zum Parkplatz zurück.


Die Menhire bei Raposeira

Fahren Sie in Höhe des Dorfes Raposeira gen Süden in Richtung der Strände Zavial und Ingrina ab; nach wenigen km treffen Sie auf eine Straßengabelung - links geht es zum Praia Zavial und rechts zu unserem Menhirfeld und dem Praia Ingrina.

Nach weiteren ca 2 - 3 km taucht rechts weinige Meter vom Straßenrand entfernt ein "aufrechtstehender" Menhir auf - im Hintergrund ein Privathaus. Lassen Sie hier Ihren Wagen am linken Straßenrand stehen und widmen Sie sich "Ihrem" ersten intakten Menhir; der Stein ist aber sicherlich in den letzten Jahrzehnten neu aufgerichtet - aber immerhin respektabel und unbeschädigt!! Spüren Sie die Wärme, die von diesem Stein ausgeht; Sie müssen kein Esoteriker sein oder werden, um das Geheimnis und den Zauber dieses Steines zu spüren.

Anschließend geht es auf die andere Straßenseite und hinein bezw. hinunter in "unser" Menhirfeld. Sie werden dutzende umgestürzte Menhire von beachtlichen Ausmaßen entdecken.
Besonders interessant, dass die Bruchstücke vieler von Menschenhand umgstossener Menhire nach ca 2000 Jahren noch ca 30 - 40 cm auseinanderliegen und zwar so, daß die Bruchkanten wie bei einem Puzzle zusammenpassen - zusammenschieben und - kleben und der Menhir wäre wieder "ganz". Man kann sich heute noch vorstellen, wie Horden von irregeleiteten "christlicher Schäflein" im Auftrag ihrer Priester hier ein angebliches Teufelswerk zerstört haben!!

Menhire beachtlichen Ausmasses -
- zerbrochen und doch unberührt

Die Bruchstücke passen
passgenau zusammen
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Wir sind stundenlang durch dieses Gebiet gestreift und haben weitaus beeindruckendere Menhire entdeckt als wir sie auf dem "touristisch erschlossenen" Menhirfeld " Monte dos Amantes " vorfanden.

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