Barranco do Velho - Reise in die Vergangenheit

Online-Reiseführer Algarve                 ©  Marlene Bunge-Kersten und Hans-Joachim Bunge

Diese Autowanderung führt Sie in den nordöstlichen Teil der Algarve nahe der Grenze zum Distrikt Alentejo und "entführt" Sie zunächst in die 2.Hälfte des 18.Jhtds., sodann zu frühmittelalterliche Behausungen, um Sie dann letztendlich bei einem Megalithgrab aus dem Jahr 4000 v.Chr. verweilen zu lassen.

Das dünn besiedelte Gebiet der Serra mit bis zu 500m hohen Bergen und vielen Flusstälern ist landschaftlich sehr reizvoll, besonders natürlich im Frühjahr, wenn an den Straßenrändern der Ginster und die Judasbäume blühen und die Hügel mit weiß blühenden Zistrosen bedeckt sind. Im Sommer ist der Ausflug für Naturfreunde nicht unbedingt zu empfehlen, weil es in der dann "braunen" Serra zu heiß ist.

Megalithgrab von Masmorra

Der vom Tourismus (noch) völlig unberührte Landstrich enthält noch Spuren des alten bäuerlichen Lebens. Ihnen werden viele, leider nicht mehr intakte Windmühlen begegen.

Die Menschen, denen wir in den wenigen Dörfern begegneten, waren ausgesprochen freundlich und hilfsbereit.
Hilfreich ist es natürlich, wenn Sie auf dieser Tour wenigstens ein paar Brocken portugiesisch sprechen. Teilweise ist das Leben der meist älteren Bevölkerung mühselig und mutet mittelalterlich an. Ältere Frauen, die die Wäsche im Fluß waschen, haben wir oft gesehen.

Die "Reise in die Vergangenheit" beginnt in Barranco Velho. Sie steuern diesen Ort am besten von Loulé aus Richtung Nordosten über die N 396 an. Die Strecke N2 von São Brás de Alportel ist etwas kürzer und landschaftlich schöner. Am Ortsausgang von Barranco Velho biegt die N 124 rechts nach Cachopo ab. Zunächst sehen Sie rechts und links der Straße schwarze Baumstümpfe; ein Waldbrand hat hier gewütet. Nach einiger Zeit wird die Landschaft grüner, Sie fahren an einem Flußtal vorbei und kommen in das Dorf Monte Novas. Gleich am Ortseingang neben dem Cafe Largo da Bica (links an der Straße) ist ein schattiger Picknickplatz angelegt, der sich für eine erste Rast anbietet.



Langsam aber kurvenreich
geht es hoch in die Serra
- mit herrlichen Ausblicken
weit in das Land hinein

Die nächste Ortschaft auf dem Weg nach Chapocho heißt Feiteira. Kurz vor dem Ortseingang biegt eine Straße nach Castelão rechts ab. Fahren Sie hier kurz ab, gleich nach der Kreuzung auf dem (ehemaligen?) Sportplatz sehen Sie einen großen Korksammelplatz. Die Rinde der Korkeichen ist in großen Stücken sauber aufeinandergestapelt, die kleineren Stücke liegen in einer anderen Ecke. Weiter geht es durch eine liebliche Landschaft oberhalb eines Flußtals. Nach etwa 3km tauchen auf der linken Straßenseite auf den Felsen weiße Malereien auf, erst Quadrate und Kreise, dann - mit etwas Fantasie zu erkennen - Krieger mit Pfeil und Bogen. Felsmalereien - aber nicht aus der Steinzeit sondern vor wenigen Jahren von der Künstlerin Eliza Newton gestaltet.

Korksammelplatz
Felsmalereien - aber aus der Jetztzeit

Den nächsten Stop sollten Sie kurz nach dem Ort Catreia einlegen, und zwar dort, wo Sie 2 alte Windmühlen rechts oberhalb der Straße sehen. Ein breiter Feldweg führt zu den Mühlen hinauf, beim Spaziergang tauchen weitere 2 Mühlen in unmittelbarer Nachbarschaft auf.
Ein Bauer, dem eine der Mühlen gehört, erzählte uns, daß sie etwas über 200 Jahre alt seien, er habe sie noch in Betrieb gesehen. Das Alter unseres Informanten haben wir auf ca. 45 Jahre geschätzt, die Mühlen haben also lange ihren Dienst verrichtet. Wir vermuten, dass die Mühlen nach dem verheerenden Erdbeben 1755 aus den Trüm,mern neu errichtet worden sind Der Putz an diesen vier Windmühlen ist nicht mehr zu erkennen. Früher war es jedoch so, daß verputzte und weiß angestrichene Mühlen nur Weizen mahlten. Naturbelassene Steine zeigten an, daß in diesen Mühlen Gerste und Hafer gemahlen wurde

.

Nach ein paar Kilometern kommen Sie dann in den größeren Ort Capocho. Hier lohnt ein Stop aus zwei Gründen: am Ortseingang hinter einer Linkskurve geht es zu einer Quelle (Fonte Férrea), im Quellgebiet ist auch ein Schwimmbad angelegt - nagelneu, erst im Dezember 2000 eingeweiht. In der Ortsmitte - Sie fahren direkt daran vorbei- steht gegenüber der Gemeindeverwaltung auf der linken Straßenseite ein hölzerner Kiosk, an dem Sie einen informativen Prospekt "Nucleo da Mealha de Cachopo" erhalten, der auch auf englisch die Sehenswürdigkeiten der Gegend erläutert, u.a. den Aufbau einer Windmühle. Der Weg führt nun weiter durch Cachopo der Beschilderung "Lissabon" nach. Etwa 500m nach dem Ortsausgang geht es links ab nach Mealha. Das Ziel ist zwar nur 7km entfernt, die Strecke kam uns wegen der Einsamkeit endlos lang vor. Sie führt an einem Fluß entlang, dann etwas bergauf mit Blick über die Ebene des Alentejo. Bei guter Sicht sehen Sie am Horizont eine Stadt. Es ist Beja, die Hauptstadt des unteren Alentejo.

Gleich am Ortseingang von Mealha steht links ein nicht zu übersehendes großes Schild, das Sie auf die "Palheiros" - steinerne strohgedeckte Rundbauten - hinweist.

Diese Rundhäuser sind typisch für die Region. Sie haben einen Durchmesser von 6m und sind 2,50m hoch. Die Mauern aus Schiefer sind 50 cm dick, das Dach ist mit Stroh oder Schilf gedeckt.

Heute werden diese Hütten zur Lagerung von Stroh oder Heu genutzt, früher dienten Sie auch als Behausung für Menschen. So konnte sich 1948 eine 80jährige Frau noch daran erinnern, daß ihre Großeltern in einem solchen Rundhaus gewohnt haben. Wissenschaftler vermuten, daß diese Häuser keltischen Ursprungs sind. Die Rundhäuser in Mealha sind mit Hilfe von staatlichen Geldern renoviert worden, nur deshalb sehen sie aus "wie neu". Das Ursprungsdatum legen wir in das frühe Mittelalter.

An dem Hinweisschild führt ein Weg links zu den Rundhäusern. Gleichzeitig sehen Sie auf großen Feldsteinen rot eingezeichnet das Symbol für ein Megalithgrab. Wir sind diesen Wegweisern nachgegangen, um das "Anta das Pedras Altas", ein Megalithgrab zu finden, das laut Prospekt der Camara Tavira nur 400m von Mealha entfernt liegen soll. Geführt wurden wir 20Minuten zu Fuß erst entlang eines schönen Flußtals, dann einen Hügel hinauf. Am Ende des Weges fanden wir einen Steinhaufen, aber kein Megalithgrab so wie ein Laie sich es vorstellt!! Es lohnt sich also nicht sonderlich, den Weg nach Erreichen der Rundhäuser weiter zu verfolgen.

.. zum Teil verfallen
- zum Teil mit EU-Geldern restauriert
- ein Megalithgrab ?
Nur spärliche Überreste !

Da die Asphaltstraße im Dorf endet und entgegen den uns vorliegenden Landkarten nicht weiterführt bleibt Ihnen nichts anderes übrig als umzukehren und nach Capocho zurückzufahren. Machen Sie vorher aber noch unbedingt einen Abstecher nach Alcarias Pedro Guerreiro - kurz hinter Mealha geht es links ab - um das Megalithgrab von Masmorra zu besichtigen. Wenn Sie die wenigen Häuser von Alcarias passiert haben, endet die Straße und es führt auf einem Schotterweg weiter. Wir wollten es unserem Auto nicht zumuten, hier weiterzufahren und haben hinter dem Dorf gehalten, um zu Fuß weiterzugehen (im Prinzip können Sie aber mit ihrem Auto weiterfahren). Es geht den Hügel hinauf, zu den Ruinen zweier Windmühlen. In Höhe der ersten , sehr verfallenen Mühle liegt etwa 200 m rechts im Gebüsch das imposante Megalithgrab. Die Anlage stammt aus dem 4.Jahrhundert v.Ch. , zu sehen sind nur noch die hoch gestellten Steine, die Tragplatte fehlt. Auch wenn Sie sich nicht für Megalithgräber interessieren - der Abstecher lohnt sich aber dennoch: Sie haben nämlich an diesem Platz eine herrliche 360 Grad Rundumsicht über die Serra.

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