Monchique -

Convento de Nossa Senhora do Desterro


Online-Reiseführer Algarve

Marlene Bunge-Kersten
Hans-Joachim Bunge


Konvent
nur

"nur" eine Ruine im Wald

ohne Worte

ohne Worte

Eingang zum Convent

Eingang zum Convent

Innenansicht

Innenansicht

dem Verfall preisgegeben

dem Verfall preisgegeben

Wand mit azulejos

Wand mit azulejos

Ausschnitt

Ausschnitt

Kachelbild

Kachelbild

Ausschnitt

Ausschnitt

Das Konvent wurde im Jahre 1631 von dem damaligen Vizekönig von Indien, Dom Pêro da Silva gegründet und dem Ordem terceira regular de S. Francisco am 20.03.1632 übergeben. Die Ordensbrüder waren bis zur Aufgabe des Konvents im Jahre 1834 um die sozialen und kulturellen Belange der Stadt Monchique bemüht.
Beeinflusst von liberalen Ideen aus Frankreich hatte die Regierung im Jahre 1834 die Schliessung sämtlicher religiöser Orden und die Verstaatlichung der Klöster angeordnet. Schon hundert Jahre zuvor war es durch die Erdbeben in den Jahren 1719, 1722 und vor allem durch das grosse Beben im Jahre 1755 erheblich beschädigt worden.

Die nächsten Jahrhunderte dem stetigen weiteren Verfall preisgegeben, präsentiert sich das Gebäude heute als Ruine. Seit langen Jahren wird es von einer Familie eigenmächtig bewohnt/bewirtschaftet/besetzt - die Gemeinde hat im Jahre 1993 Pläne veröffentlicht, das ehemalige Konvent zu neuem Leben zu erwecken. Gedacht war/ist an die Nutzung als kleines Hotel oder Pousada mit 2 Suiten und 22 Doppelzimmern. Die Renovierung des desolaten Gebäudes ist aber sicherlich weit teurer als ein Neubau an anderer Stelle. Ein ernsthaft interessierter Investor scheint zur Zeit wohl nicht existent zu sein.

Das Konvent kann eigenmächtig nicht besichtigt werden - die Bewohner sind jedoch offensichtlich freundlichen Touristen gegenüber gerne bereit, einen Blick in das Innere der Ruine werfen zu lassen, wie der nachfolgende Bericht eines unserer Leser beweist:

Seit vielen vielen Jahren fahren wir immer, wenn wir an der Algarve sind, mindestens einmal nach Monchique. Erst zum Foia rauf, wo meine Kinder das Felsenklettern gelernt haben und wo der weite Blick bei klarem Wetter über die ganze Küste von Albufeira über das Cabo de São Vicente bis nach Aljezur geht, und dann spazieren wir durch die wunderschöne Altstadt, vom Schwimmbad im Stadtpark ganz unten bis ganz oben zum - Konvent.

Vom Zentrum aus findet am sorgfältig aufgestellte Schilder, die den Wehg zum Konvent weisen, was hohe Erwartungen weckt. Oder besser weckte, als wir uns vor vielen vielen Jahren zum ersten Mal auf den vielversprechenden Weg nach oben machten. Man läuft verwinkelte Gassen entlang, immer den Schildern nach und immer ziemlich ordentlich bergauf. Am Schluss dann plötzlich kein Schild mehr und ein Konventist auch nicht zu sehen. Wir fragen einen alten Einheimischen, der in einer Garage Honig verkauft. "Convento? Sim, é alí por cima. Mas não é grande coisa."
Hmm. Also gut, gehen wir also das letzte unbeschilderte Stück noch weiter hoch.

Oben angekommen, stehen wir vor einem alten Gemäuer. Sieht ziemlich mitgenommen aus, kein Schild, kein Hinweis, aber es ist offensichtlich, dass das einmal eine große Kirche gewesen sein muss. Und alles ist verrammelt. Vor einem Gemüsegarten ein Schild: "Dog, Family, Private"
Hoppla, da bellt auch schon einer. Okay, okay, wir wollen ja nicht stören. Also ein paar Bilder von außen geknipst, und von der wirklich schönen Aussicht nach unten auf die Häuser von Monchique, und wieder runter.

Naja, denken wir, der Konvent ist nicht so der Bringer, aber der Spaziergang war trotzdem schön. Und auf dem Rukweg haben wir dann auch noch ausgiebig Honig probiert und ein großes Glas erstanden.

Alle Jahre wieder sind wir dann da hochgestiefelt, weil uns der Spaziergang einfach gefiel, und wenn der alte Mann seine Garage aufhatte, haben wir als Andenken unseren Honig mitgebracht.

Bis eines Tages, vor zwei Jahren, die Szenerie sich geringfügig änderte.
Es fiel mir gleich auf. Auf dem letzten Stück nach oben saß am Hang über dem Weg ein Mann, der sah ein bisschen so aus wie Zeca Afonso oder tat zumindest so, sang wunderschön und spielte dazu auf einer Gitarre. Und auf dem Weg ausgebreitet lag ein Handtuch mit Münzen drauf. Naja, denk ich. Da hat einer eine Idee gehabt. Und irgendwie passte sein wehmütiger Gesang sehr gut zu dem tristen Gemäuer, das da oben auf uns wartete. Aber als wir oben ankamen, war noch was anders. Das Törchen zum Garten war auf. Ein Mann geht gerade hinein und will es schliessen - da sieht er uns kommen, kommt wieder heraus und winkt freundlich. Ob wir nicht reinkommen wollten, alles anschauen. Schöne Kacheln gäb es hier drin.
Ich rufe die Familie, und wir beschließen, das freundliche Angebot anzunehmen. Und sehen uns um.

Es gibt Hühner, Gänse, zwei Hunde und noch einiges andere Getier. Viel Gemüse. Offenbar ein Haufen Kinder, die irgendwo in dem verzweigten Gemäuer herumschreien, sind aber nicht zu sehen.

Alles in allen ein recht ordentlicher kleiner Bauernhof in einem großen Gemäuer. Man erkennt die Reste mehrerer großer Kirchenschiffe, die Außenmauern sind weitgehend erhalten. Einige etwas zweifelhafte Konstrukte professionell abgestützt;
Und dann, hinten rum, wenn man sich durch ein paar Zwischenräume voller Gestrüpp durchgekämpft hat, ...
Da sind sie: die Kacheln, in einem ziemlich kleinen Nebenraum, wohl einfach die einzigen von vielen vielen anderen, die erhalten sind. Und die eine Sprache sprechen über das, was vor langer langer Zeit hier mal gewesen sein muss.

Wir reden angeregt mit dem Hausherrn, er entschuldigt sich für den Zustand des ganzen, er wohnt halt hier und ist offenbar hier aufgewachsen, und das Schild mit dem Hund, ach das hätte sein Bruder gemalt, damals, als sie sich entschlossen hätten, eine Mauer um den Garten zu bauen und alles zuzumachen. "Sie glauben ja nicht, wie manche Touristen sind, laufen einem durch die Bude, ärgern die Gänse und klauen das Obst - nein, aber ich zeig das gern, wenn es nicht so viele sind, und sie können gerne noch was länger schauen."

Beim Rausgehen kurze Diskussion. Sollen wir ihm ein Trinkgeld geben? Ich beschließe: nein, der zeigt uns das, weil er es uns gerne zeigen will. Das ist sein Stolz. Er verabschiedet uns freundlich, macht hinter uns das Törchen zu, und wir ziehen wieder ab, auf dem ersten Stück begleitet von schöner Gitarrenmusik und Gesang.

Nächstes Jahr wieder das gleiche Spiel. Gitarre auf dem Hinweg, der Hausherr steht oben und lädt uns hinein. Erzählt uns, die Stadt habe sich jetzt bei ihm gemeldet, sie wollten das Kloster restaurieren. Bald wollen sie anfangen, dann müsse er ausziehen. Er wisse noch nicht, wohin. Diesmal beim Hinausgehen vereinfacht er das Problem mit dem Trinkgeld. Er hat ein reichhaltiges Angebot an Produkten seiner klösterlichen Landwirtschaft aufgebaut: Tomaten, Eier, Oregano. Tolle Tomaten, Coração de bói, sowas kriegt man im normalen Supermarkt kaum. Also kaufen wir. Auch wenn vier Kilo Tomaten für einen Stadtspaziergang nicht unbedingt das angenehmste Gepäck sind.

Dieses Jahr waren wir wieder da. Sehen, ob die Stadt schon mit den Bauarbeiten angefangen hat. Sind etwas spät dran dieses Jahr - da liegt das Handtuch mit den Münzen auf dem Weg, aber kein Gitarrist zu sehen. Oh doch, oben am Kloster stehen die zwei: der Klosterbauer und der Sänger im Gespräch. Als sie uns sehen, verabschiedet sich der Sänger schnell und kommt herunter. Wir gehen hoch, und unser alter Bekannter winkt uns freundlich herein.

"Wann die Stadt hier anfängt? Was weiß ich. Seit letztem Jahr hab ich nichts mehr gehört. Vorläufig bleiben wir hier. Kommt Zeit, kommt Rat. Schauen sie nur, schauen Sie sich alles an. Esteja à vontade."

Und beim Hinausgehen kaufen wir wieder Tomaten und Oregano. Und beim Hinuntergehen spielt die Gitarre. Die Kinder werfen je eine Münze aufs Handtuch, und Zeca Afonso fängt an zu singen - My Sweet Lord.

Die Tomaten sind die besten, die wir in der Algarve gegessen haben. Und die billigsten sowieso. 75 cent pro kilo. Aus kontrolliert klösterlichem Anbau, auf gesegnetem Boden.
Die Tomaten waren nach drei Tagen aufgezehrt. Sollen wir nicht nochmal nach Monchique fahren, Tomaten kaufen ?

Wir lieben den Konvent von Monchique. Ganz besonders seine nicht zölibatären Bewohner, wahrscheinlich das einzige gemischt- geschlechtliche Kloster weltweit, und seine musikalische Kultur- abteilung.

Auf dass er vom IPPAR verschont bleibe.

© Bericht und Bilder am linken Bildrand: Helmut Wolters



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