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Geschichte


Die Geschichte Mallorcas - ein Spiegelbild der Geschichte Spaniens und der wechselnden Herrschaftsverhältnisse im Mittelmeerraum - von der Megalithkultur, den Kelten, der Talaiotkultur, den Phöniziern, Griechen, Römern, Vandalen, Westgoten, Mauren - vom Mittelalter bis zur Neuzeit von der Franco-Diktatur zur Autonomie!
Eine Zeitreise - auch wichtig zum richtigen Verständnis des heutigen Spaniens und seiner autonomen Provinzen.


Altssteinzeit / Mittlere Steinzeit 100.000 - 10.000 - 5.000 v.Chr.

Seit wann ist Mallorca besiedelt?
Archäologische Funde lassen vermuten, dass dies nicht vor 6.000 v.Chr.war, jedenfalls finden sich in der Literartur und auch auf einschlägigen websiten keine anderen Hinweise.
Spuren menschlicher Kultur reichen in Portugal und Spanien bis in die Altsteinzeit (100.000-10.000 v.Chr. zurück. Erste Funde werden dort heute auf ca 70 000 v.Chr. datiert. Diese altsteinzeitliche Besiedlungskultur soll gerade auf der grössten Insel der Balearen nicht stattgefunden haben? Wir melden Zweifel an - die archäologischen Forschungen auf Mallorca dürften uE im Vergleich zum Festland eher spät eingesetzt haben und wir befürchten, dass so manche interessante Höhlenmalerei noch nicht entdeckt, übersehen oder zeitlich falsch eingeordnet worden ist.

Wie es auch sei - gehen wir mit der allgemeinen Darstellung konform, die erste Besiedlung habe so gegen 6.000 v. Chr. - also gegen Ende der mittleren Steinzeit (10.000-5.000 v.Chr.) stattgefunden. In der Literatur wird angenommen, dass seinerzeit "Siedlergruppen aus Nordfrankreich oder der iberischen Halbinsel" - eine sog. "Höhlenkultur" die ersten Bewohner Mallorcas waren.

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Jungsteinzeit 5.000 - 2000 v.Chr.

Die Historiker vermuten, daß ca ab 4000 v. Chr. eine erste Bauernkultur ( Langkopfrasse genannt nach der Schädelform) von Vorderasien in das Mittelmeergebiet und von Nordafrika über die Iberische Halbinsel nach Frankreich und bis nach England vorgedrungen ist. Charkteristisch für diese Kultur, war die Sitte, ihre Toten in großen steinernen Rundbauten oder auch in rechteckigen Kammern zu bestatten. Zum Teil wurden zu diesem Zweck auch künstliche Höhlen in Berghänge getrieben. Die Wissenschaft spricht in diesem Zusammenhang von der Megalithkultur der Großsteingräberleute ( von"mega"= groß und "litos" = Stein).
Diese Kulturform finden wir auch auf Mallarca in jener Zeit vor.
Sie vermischt sich nach dem Eindringen von Völkern aus dem östlichen Mittelmeerraum bis zum Jahre 2000 v.Chr.mit einer neu entstehenden sog. "Talaiot-Kultur".

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Talaiot-Kultur 2.000 - 700 v.Chr.

Über diese Kulturform auf Mallorca ist viel geschrieben worden, steinerne Zeugen finden sich - meistens leider nur noch in Form von kläglichen Trümmern - ca 200 auf der Insel Mallorca. Wir haben viel gelesen und uns entschieden, die knappe, aber uE sehr gute und verständliche Darstellung aus "Wikipedia, der freien Enzyklopädie" zu zitieren, wo folgendes dargestellt wird:

"Um 1300 v. Chr. entstanden auf Mallorca (Isla Baleares) und Menorca mit der Ankunft anderer Völker aus dem östlichen Mittelmeer neue Konstruktionen, die zusammen mit einem neuen Sozial- und Wirtschaftssystem den letzten und reichsten Abschnitt der Vorgeschichte der Balearen einleitet - die Talayot-Kultur. Der Name Talayot, der volkstümlichen Ursprungs ist und dem katalanischen Wort talia für Wach- oder Beobachtungsturm entsprach, ist zum wissenschaftlichen Begriff geworden.
Das charakteristische Element dieses Zeitabschnittes ist der Talayot, eine Bauart in Form eines Turms mit mittlerer Kammer, wobei die Zyklopen-Technik benutzt wurde
Der Grundriss kann sowohl rund, viereckig oder die Form eines umgestülpten Schiffes (navetes) sein, mit einem offenen Zugang in einer der Mauer. Die Kammern wurden durch Aufschichtung von Steinblöcken geschlossen oder mit großen Steinplatten bedeckt, die auf den Seitenwänden und auf einer Mittelsäule ruhten. Es gab auch Abdeckungen eines kombinierten Systems von Steinen und Schlamm, getragen durch Baumstämme. Einige Talayots, besonders die mit viereckigem Grundriss, hatten übereinander gebaute Etagen oder Stockwerke und wurden als Beobachtungstürme benutzt. Innerhalb der baulichen Einheit gab es viele Einzelvarianten.
Bis heute ist noch nicht völlig geklärt, zu welchem Zweck die Talayots gebaut wurden. Ohne Zweifel gilt, dass sie unter anderem Wohnstätten waren und das Stammesoberhaupt der Siedlung beherbergte.
Die ersten Jäger und Krieger aus dieser Zeit waren die Steinschleuderer Els Foners Balears die auch der Inselgruppe den Namen gaben. Steinschleudern bedeutet im griechischen "diu ballein" und aus "ballein" wurde Baleares.
Um das erste Jahrhundert v. Chr. kamen die ersten Einfriedungen aus großen Steinquadern auf, von denen die Siedlungen zum Teil umgeben sind. Der Wall wurde meist um die bereits schon vorhanden Talayots angelegt (Capocorb Vell, im Gebiet von Llucmajor oder S`Illot, im Gebiet von Sant Lorenç). Bei weiteren Siedlungen wurde der Wall direkt bei dem Bau der Siedlung mit angelegt wie Ses Païsses, im Gebiet von Artà oder Es Rossels, im Gebiet von Felanitx). Die Bautechniken die sich auf den Mittelmeer-Inseln Korsika, Sardinien und Malta befinden sind vergleichbar mit den Siedlungen auf Mallorca."


Interessant auch die wissenschaftliche Zeiteinteilung der Talyot-Kultur bei Wikipedia:

"Zeitabschnitte und Kultur
um 3500 v. Chr: Aus dieser Zeit stammen erste prähistorische Funde.
um 2000 v. Chr: Vor-Talayotikum: Wohnstätten Höhlen und Grabstätten.
um 1800 v. Chr: Höhepunkt Vor-Talayotikum: Hütten und künstliche Höhlen.
um 1500 v. Chr: Ende des Vor-Talayotikum: Naveta (Bauten in Form von umgedrehten Schiffsrümpfen), weiterentwickelte Höhlen.
um 1300 v. Chr: Talayotikum I. Einzelstehende Talayot (Türme), Grabstätten unterirdisch.
um 1000 v. Chr: Talayotikum II: ummauerte Einfriedungen entstehen.
um 800 v. Chr: Talayotikum III: angebaute Räume mit rechteckigem Grundriss, Hypostylos-Säle, Stieranbetung, Feuerbestattung, Handel mit den Karthagern. Hallstatt-Zeit (Ältere Eisenzeit), (660) Gründung Ibizas).
um 500 v. Chr. Talayotikum IV: Beerdigung in Fötus-Position (in Kalk), Nachbildung punisch-ibizenkischer und römischen keramischen Formen, Sanktuarien, die offensive Bewaffnung (Schwerter, Messer, Lanzenspitzen) sowie die Vielfalt der Werkzeuge nahm an Bedeutung zu. Als Konsequenz dessen führte der Einfluss der mittelmeerländischen Zivilisation zu einer allmählichen Veränderung der einheimischen Kultur, was nicht nur an den Ausgrabungen der Haushaltsgeräte, sondern auch bei den spirituellen Lehren zutage tritt, wie beispielsweise bei Helden- und Krieger-Ikonen (kleine Statuen, bekannt unter dem Namen "Mars Balearicus") deutlich wird."

Quelle: http//www.de.wikipedia.org/wiki/Talayot-Kultur


Der Umstand, dass die Bauten jener Zeit nur aus übereinandergeschichteten Steinblöcken ohne jeglice Art der Verfugung bestand, dienten sie der Bevölkerung späterer Jahrhunderte als willkommene Materialreserven für den Hausbau. So wird verständlich, dass nur noch nur die Talaiots Capocorp Vell zwischen Llucmajor und Cala Pi, Ses Paisses bei Artá und Son Fornes bei Montuiri als nennenswerte Trümmerfelder verblieben, die noch Strukturen eines Dorfes aufweisen.

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Einfluss der Griechen, Phönizier, Karthager bis 200 v.Chr.

Schon seit ca 1.000 v. Chr. - also schon zur Zeit der Taliot-Kultur - trieben die Ureinwohner einen regen Handel mit den Phöniziern, den Griechen und später den Karthagern. Im Gegensatz zum übrigen westlichen Mittelmeerraum (und auch Menorca und Ibiza), wurde Mallorca jedoch nicht kriegerisch besetzt, sondern es entstanden nur Handelsniederlassungen und es fand ein reger Kulturaustausch statt.
Einheimische Krieger, die die einheimischen Waffenkunst der Steinschleudern beherrschten verdingten sich als Söldner in karthagischen Heeren und später auch in römischen Legionen Scipios, die Karthago zerstörten. Diesen einheimischen Kriegenr verdanken die Balearen wahrscheinlich auch seinen Namen - Steinschleudern bedeutet im griechischen "diu ballein" und aus "ballein" wurde "Baleares".

Heute erinnert die Skulptur eines Steinschleuderes im Park unterhalb der Almudaina in Palma an diese kriegerischen Ureinwohner. Jenen Els Foners Balears hat Mallorca es möglicherweise auch zu verdanken, dass die Karthager von einer Besetzung der Insel absahen.

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Mallorca unter römischer Herrschaft 123 v.Chr.- 430 n.Chr.

Nach dem Sieg Hannibals über Rom 216 v. Chr. führten die Römer gegen den vom Nachschub abgeschittenen Hannibal in Italien eine Art "Ermattungsstrategie" und banden seine Kräfte durch kleine "Scharmützel".. Gleichzeitg ( 209 v.Chr.) eroberten die Römer Carthagena mit allen Kriegsvorräten; dennoch schien es, als würde Hannibal die entscheidende Schlacht gegen Rom doch noch gelingen, als sein Bruder Hasdrubal in Norditalien mit Truppen erschien. Er wurde jedoch vernichtend geschlagen, Hannibal zog sich nach Süditalien zurück und im Jahre 202 v.Chr. schlugen die Römer in Afrika bei Zama die Karthager endgültig. Im Friedensvertrag mußte Karthago Spanien und Portugal samt Kriegsflotte abtreten. Rom war dadurch Herr im westlichen Mittelmeer geworden.

Zunächst entstand jedoch auf den Balearen ein Machtvakuum - die Karthager waren fort und die Römer noch nicht da. Dies veranlasste die Mallorquiner, sich bis auf weiteres mit der Seeräuberei zu beschäftigen. Das auch römische Handelsschiffe ausgeraubt wurden erregte den Zorn Roms und führte im Jahre 123 v.Chr. zur Besetzung Mallorcas durch römische Truppen.
Diese waren in der Bucht von Alcúdia gelandet und hatten sich den stragisch günstig gelegenen Hügel zwischen der Bucht von Pollenca und der Bucht von Alcudia als Standort für die zukünftige Hauptstadt Mallorcas ausgesucht. Sie gründeten das heutige Alcúdia und damit bei den Ureinwohnern keine Zweifel aufkamen, gaben sie "ihrer Hauptstadt" den Namen "Pollentia", was die Starke, die Mächtige, bedeutet - (nicht zu verwechseln mit dem heutigen Pollença, diese Stadt haben die von den Vandalen aus Pollentia vertriebenen Einwohner im Jahre 425 n.Chr. gegründet).

Die römischen Truppen stiessen Richtung Palma vor, wo diese 122 v.Chr. endgültig siegten. Aus jener Zeit stammt der Name der Hauptstadt - Palmeira = Siegespalme. In den Folgejahren kamen römische Bauern und Händler ebenso wie altgediente Soldaten nach Mallorca und liessen sich dort nieder. Sie gründeten weitere Städte wie zB Inca, bauten Palma zur grossen Hafenstadt aus und bauten Heerstrassen. Die heutige Hauptverkehrsachse - Palma-Inca-Alcúdia - ist römischen Ursprungs.

Neben Pollentia (dem heutigen Alcúdia)und Inca sind auch Capdepera, Manacor, Campos, Alaró und das Castell del Rei römischen Ursprungs. Auch die Puente Romano (römische Brücke) bei Pollenca erinnert an jene Zeit.

Die Romanisierung und damit etwa im 3.Jh.n.Chr. einsetzende Christianisierung verlief in den nachfolgenden Jahrhunderten meist friedlich. Die römische Oliven- und Weinkultur sowie das Keramikhandwerk verhalfen den Inselbewohnern zu Wohlstand. An diese christliche Frühzeit erinnern zB noch heute die Katakomben von Sant Marti bei Alcúdia.

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Herrschaft der Vandalen 430 - 534

Nach dem Zerfall des Römischen Reiches nutzten die Vandalen aus Südfrankreich kommend das Machtvakuum.

Erstmalig im Jahre 423 fielen die Vandalen ein und schleiften u.a. die Stadt Pollentia (das heutige Alcüdia). Nur noch wenige Ruinen zeugen von der Blütezeit römischen Lebens. So können Sie in der Ausgrabungsstätte Cuidat Romana de Pollentia noch einige Säulen und Reste einer Villa besichtigen (an der Strasse nach Las Gaiviotas gegenüber der Pfarrkiche). Auch das Amphitheater ist als Ruine noch vorhanden (Hinweisschild an der Strasse nach Port d Álcudia bei km 54, rechts, "teatro romano"). Das heutige Pollenca ist eine Siedlung der vor den Vandalen geflüchteten Bewohner Pollentias.

Die Herrschaft der Vandalen war auf ca 100 Jahre begrenzt und hatte durchaus friedliche Züge. Die Eroberer bemühten sich, die vorhandenen Sozial- und Wirtschaftsstrukturen zu belassen. Gegen Ende der Vandalenzeit setzten jedoch eine grausame Christenverfolgungen ein, die wiederum im Jahr 534 den oströmischen Kaiser Justinian zur Rückeroberung Mallorcas veranlaßten.

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Mallorca unter oströmischer Herrschaft (Byzanz) 553 - 902 v.Chr.
Zunächst ein kleiner Ausflug in die römische Geschichte:

Nach dem Tod des römischen Kaisers Theodosius I., der letzte über das gesamte Imperium herrschende Kaiser, im Jahre 395 wurde das Reich unter seinen Söhnen Honorius (im Westen) und Arcadius (im Osten) zur geteilt.
Im Laufe des 5. Jahrhunderts zerfiel allerdings das Römische Reich im Westen. (Grund: Völkerwanderung,Vandalen, Franken, Goten, marode Verwaltung, nur noch Söldnerheere).
Anders war die Lage im von Konstaninopel (Byzanz, Istanbul) regierten oströmischen Reich. Dies war der ökonomisch gesündere und dichter bevölkerte Reichsteil mit größeren strategischen Reserven und einer geschickteren Diplomatie. Zwar waren schwere Auseinandersetzungen mit den Hunnen und Sassaniden zu bestehen, dennoch blieb das oströmische Reich intakt und hatte staatsrechtlich als Byzantinisches Reich mit seiner Hauptstadt Konstantinopel bis in das 15. Jahrhundert Bestand.

Im 6. Jahrhundert eroberten unter dem byzantinischem Kaiser Justinian I. (527-565) die Feldherren Belisar und Narses große Teile der weströmischen Provinzen – Italien, Nordafrika und Teile von Spanien – zurück und stellten damit das Römische Reich für kurze Zeit fast in seiner alten Größe wieder her.

So wurde auch Mallorca im Jahre 534 dem oströmischen Reich einverleibt, die Vandalen vertrieben und fortan nutzte Byzanz die Insel als Basis im Kampf gegen die Westgoten auf dem spanischen Festland. Doch die Kriege in West und Ost sowie die Pest, die ab 542 die Mittelmeerwelt heimsuchte, schwächten das Reich erheblich.

Die Mallorquiner - als Piraten sehr aktiv - gerieten in erste Scharmützel mit den Arabern, die erstmalig um 707 vor den Küsten der Insel auftauchten. Fast 200 Jahre sollte es jedoch noch dauern, bis die Mauren, die schon seinerzeit Portugal und Spanien (das ehemailge Westgotenreich) besetzt hatten - endgültig im Jahre 902 die ganz Insel besetzen konnten.

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Mauren auf Mallorca 902 - 1229

Die maurische Invasion und die sich daran anschliessenden über 300 Jahre arabische Herrschaft, waren schlichtweg das Beste, was der Insel in jener Zeit zustossen konnte.
Wirtschaftlichen Wohlstand, kulturelle Bereicherung, neue technische Systeme (z.B. windbetriebenen Wasserpumpen, heute noch zu bewundern in den Ebenen um Palma und Sa Pobla), arabische Bewässerungskunst, siehe die Terrassenkulturen Estellencs und Banyalbufar - hochentwickelte Gartenkultur, siehe die Gärten von Alfabia und Raxaaber.
Mandelbaum-, Pfirsich- und Zitrusfruchtplantagen sind ebenfalls arabischen Ursprungs.

Pollentia - von den Vandalen zerstört - wurde wieder aufgebaut, in Alcúdia umbenannt und zur Hauptstadt Mallorcas erkoren.
Weitere Stadtgründungen lassen sich noch heute aus dem Ortsnamen herleiten: so zB Alaró, Banyalbufar und Algaida.Aber auch so fremdartige Namen wie Andratx, Fornalutx, Binissalem, Banyalbufar oder Biniaraix erinnern an die maurische Vergangenheit.
Die Mauren errichteten zur Verteidigung der Insel viele Kastelle, deren Ruinen heute noch Touristenattraktionen sind, wie zB das Castell de Alaró, das Castell del Rei, das Castell de Santueri und das Castell de Capdepera.

Die 300 Jahre maurische Herrschaft waren dennoch geprägt von machtpolitischen Auseinandersetungen der arabischen Königshäuser. War Mallorca zunächst dem (maurischen) König von Cordoba zugeordnet, gelangte es im Jahre 1015 in den Herrschaftsbereich des arabischen Königreich Denia in Südspanien und wurde schliesslich ein selbstständiges Königreich unter König Moxabir (1093-1114).
Die ständigen Piratenüberfälle der Araber im westlichen Mittelmeer veranlassen den katalanischen Grafen von Barcelona mit Hilfe des Papstes im Jahre 1114 zu einer zunächst erfolglos Strafexpedition.
Ein Jahr später gelingt es den katalanischen/italienischen Truppen jedoch, Palma zu besetzen und zu plündern, den mallorquinische König Burabe festzusetzen und über 30.000 Christen zu "befreien". Zwischenzeitlich hatten die Almoradiven, eine weitere Berberdynastie aus Algerien und Marokko ihre Machtposition auf der iberischen Halbinsel derart ausgebaut, dass Mallorca wieder den Mauren überlassen werden musste und dort ab 1116 die Almoradiven herrschten. Diese totzten mehreren erfolglosen Invasionsversuchen von Söldnerheeren aus Nordspanien und Südfrankreich und es dauerte immerhin noch einmal 100 Jahre bis sie sich dem Köng von Aragon (siehe nächstes kapitel) ergeben mussten.

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Regentschaft von König Jaume I 1229 - 1276

Die Reconquista - die Eroberung der maurischen Königreiche in Spanien (Al-Andalus) und in Portugal (Al Gharb) durch christliche Herrscher und die anschließenden Verfolgung und Zwangsmissionierung von Juden und Muslimen - begann im Gebiet des heutigen Asturiens, welches als einziges nicht von den Mauren erobert worden war und wurde im Jahre 722 unter Führung des Fürsten Pelayo eingeleitet. Die Reconquista fand ihren Abschluss am 2. Januar 1492, als Ferdinand II. und Isabella I., „Los Reyes Católicos“ (die Katholischen Könige) den letzten maurischen Machthaber von der iberischen Halbinsel vertrieben.

Diese Reconquista setzte in Mallorca erst ein, als Katalonien, Valencia, die Provence und das Roussillon von der Araberherrschaft befreit waren und sich zum neuen Königreich Aragon vereinigt hatten und Jaume I. sich zum König krönen liess. Nachdem mehrere Invasionsversuche mit dem Ziel, die Balearen zu unterwerfen/zu befreien, um der dortigen Piraterie der Mauren zu begegnen, misslungen war,erreichte Jaume I. die Unterstützung des Papstes, deklarierte seinen Feldzug als "Kreuzzug" und stach mit 12.000 christlichen Söldnern in See.
Am 12.09.1129 landete seine Kriegsflotte unbehelligt in der Bucht von Santa Ponça. Die sich ihm entgegenstellenden schwachen Kräfte der Araber wurden noch am gleichen Tag bei Coll de Sa Batalla vernichtend geschlagen. Palma wurde anschliessend 3 Monate belagert und ergab sich am 31.12.1229.

Palma wurde geplündert und gebrandschatzt - die christlichen Söldner und Herren Ritter waren bis auf wenige Ausnahmen rauhe, ungehobelte Burschen und weit entfernt von dem, was sich ein Laie unter einem "christl. Ritter" vorstellt. Zerstört wurden nicht nur arabische Moscheen und Kunstgüter sondern auch eine hochstehende und gebildete Kultur, getragen von einer gebildeten Oberschicht. Nach und nach begannn die "Wiederchristianisierung" durch die Vertreibung oder Integrierung der überlebenden Araber - kleine Scharmützel gab es auf der Insel jedoch bis ca 1230.

Menorca hatte sich übrigens kampflos ergeben und es durch Tributzahlungen geschafft, die Insel bis zum Ende des 13.Jhs zu halten.

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Königreich Mallorca 1276 - 1343

Nach dem Tode von Jaume I. im Jahre 1276 wurde das Reich unter seinen Söhnen aufgeteilt - Pedro erhielt das spanische Festland und der jüngere Bruder Jaume II. die Baleraren, die nordöstlichen Pyrenäen und Montpellier. Jaume II. deklarierte Mallorca sofort zu einem unabhängigen Königreich , was den Unmut des Königs von Aragon, Alfons von Aragon, - Sohn und Nachfolger seines Bruders Pedro - hervorrief. So kam es 1286 zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem König von Aragon auf der Insel, die Jaume II. jedoch siegreich beendete. 1298 konnte er zudem noch Menorca seinem Reich einverleiben und in seine Regierungszeit fallen die Fertigstellung des Castell de Bellver, des Königspalastes in Sineu und der Beginn der Bauarbeiten der Kirche von Sant Frencesc in Palma.

Der Thron wurde 1311 beerbt von seinem Nachfolger König Sancho I., der jedoch schon nach 13jähriger Amtszeit verstarb. Sein Nachfolger wurde 1324 der Sohn seines Bruders , Jaume der III.. Unter Jaume der III. wuchs Palma zu einer grossen Handels- und Hafenstadt auf, die nahezu mit Genua oder Barcelona konkurrieren konnte. Reformfreudig und weltoffen führte er die Insel zur wirtschaftlichen Blüte, was wiederum den Neid und die Missgunst des Königs von Aragon, Pedro IV. auslöste.
Dieser landete mit seinem Heer 1343 bei Peguera und schlug die mallorquinischen Truppen. Jaume III. floh mit den Resten seiner Flotte nach Roussillion, verkaufte die Regiom Montpellier an den französischen König und rüstete mit dem Erlös ein weiteres Söldnerheer aus. Zunächst vom Glück begünstigt konnte er Teile der Insel zurückerobern, er wurde dann jedoch in der Schlacht bei Llucmajor vernichtend geschlagen - er starb auf dem Schlachtfeld 1349. Mallorca verlor nach nicht einmal 70 Jahren seine Unabhängigkeit und erreichte die Autonomie erst wieder im Jahre 1975!

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Mallorca Mitte 14.Jh. - 17.Jh.

Hohe Abgaben an das Königreich Aragon, Pestepedemien 1375 und 1384 - zunächst schien die Zukunft der Insel nicht rosig zu sein.
Weite verlassene und verödete Landstriche schufen in den Folgejahren den heute noch bestehenden Grossgrundbesitz und den Grundstock für die riesigen Olivenplantagen. Auch Handel und Gewerbe blühten wieder auf, als Aragaon Handelsprivilegien einräumte - im 14. und 15. Jahrhundert entwickelte sich Mallorca zu einem der wichtigsten Handelsumschlagplätze im westlichen Mittelmeer. Seefahrer und Kartographen aus Mallorca waren weltberühmt und begehrte Zeitgenossen. Seinerzeit sollen bis zu 500 grosse Handelsschiffe in Palma beheimaett gewesen sein.

Aus jener Zeit stammen die prächtigsten Bauten auf der Insel - zB die Börse in Palma (Lla Llotja), auch die Kathedrale wurde (bis auf den Turm) vollendet.

Ende des 15.Jhs schlägt das Pendel wieder zuungunsten Mallorcas um - die Türken hatten im östlichen Mittelmeer die Macht erobert und den Orienthandel zum Erliegen gebracht. Von Nordafrika aus überfielen sie sporadisch die Insel und mallorquinsche Handelsschiffe. Mitte de 16.Jhs stieg die Türkei zur unbestritten Seemacht auch im westlichen Mittelmeer auf - Orte wie Andratx, Sóller,Alcúdia und Pollença wurden wiederholt überfallen und geplündert.
Erst 1571 gelang es einem Verbund europäischer Staaten, die türkische Flotte bei Lepanto 1571 zu schlagen und die Übergriffe der Türken im westlichen Mittelmeer deutlich einzudämmen. Mittlerweile war aber die Neue Welt "Amerika" ins Interesse der Weltöffentlichkeit und Mallorca an den Rand des weltpolitischen Geschehens gerückt.

Im 17. Jh gelang es Mallorca dennoch seine Vormachtstellungim Handelsverkehr weiter auszubauen mit der Folge, dass der Wohlstand in den Städten wuchs und gleichzeitig die Landbevölkerung verarmte. Die Silber- und Goldschmiedekunst erreichte ihren Höhepunkt, das Bauhandwerk "boomte". Auf den Latifundien der Grossgrundbesitzer entstanden wehrhafte nahezu festungsartige Gutshöfe zum Teil mit eigenen Kapellen (zB die Latifundien im Ternellestal oder Balitx del Abaix). Ansonsten herrschte Armut auf dem Land, Hungersnöte und Landflucht taten ihr übriges. Nur in den abgelegen Bergdörfern blieb die alte Dorfstruktur mit kleinen Bauernstellen erhalten - heute noch zu erkennen zB in Fornalutx.

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Mallorca im 18.Jh. und 19.Jh.

Mallorca blieb auch vom Spanische Erbfolgekrieg von 1701 - 1713 nicht verschont.
Im Frieden von Utrecht 1713 setzte sich der neue König von Spanien, der Bourbone Philipp V. durch und Mallorca blieb spanisch (Menorca hingegen fiel an England und wurde erst 1802 Spanien einverleibt).
Mitte des 18. Jhs erholte sich das Land langsam aber stetig - der Export landwirtschaftlicher Produkte auf das europäische Festland florierte, die Handelsflotte kreuzte wieder auf allen Weltmeeren.

Das Land kam jedoch nicht zur Ruhe - im Rahmen der Karlistenbürgerkriege von 1833-1839 verstaatlichte die damalige Regentin Isabella II alle grösseren Klöster (Säkularisation), u.a. auch das Kartäuserkloster in Valldemossa. Klöster und Kirchen wurden geplündert, unzählige Kunstschätze zerstört und geraubt.

Im 19.Jh geriet der Landadel durch Seuchen und Auswanderung vieler Landarbeiter nach Amerika in eine wirtschaftliche Krise mit der Folge einer noch stärkeren Konzentration auf wenige Grossgrundbesitzer. Hinzu kam, dass aufgrund einer Mehltauseuche im Jahre 1890 die Mehrzahl der Weinkulturen auf Mallorca vernichtet wurde. Erst die Einführung seuchenresistenter neuer Rebensorten aus Amerika liess den Weinanbau wieder aufleben.
Dennoch kam es in jener Zeit zu einer Umstrukturierung der Landwirtschaft - vielfach wurden statt Wein verstärkt Mandel- und Olivenbäume angebaut. Ausgedehnte Sumpfgebiete wurden zum Zwecke der Landgewinnung trockengelegt um Kleinbauern mit neuem Land zu versorgen. Ein Relikt aus jener Zeit - das Feuchtgebiet S'Albufera südöstlich von Alcúdia.

1833 wurde der erste regelmässige Schiffslinienverkehr von Palma nach Barcelona eingerichtet. Die Vormachtstellung Mallorcas bei der Handelsschiffahrt kam jedoch gegen Ende des 19. Jhs mit dem Aufkommen der Dampfschiffahrt völlig zum Erliegen.

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Mallorca im 20.Jh.

Schon in den 20er und 30er Jahren des 20.Jhs setzt der Tourismus ein - zunächst in erster Linie vom spanischen Festland und von England aus. Vom 1. Weltkrieg kaum tangiert wird diese Entwicklung unterbrochen durch den spanischen Bürgerkrieg und den kurze Zeit später beginnenden 2. Weltkrieg. Vor allem der Bürgerkrieg führte zu erheblichen Zerstörungen und Opfern auf Mallorca. Mallorca war im wesentlichen Franco-freundlich.

Der Name eines Mallorqiners taucht in diesem Zusammenhang immer wieder auf: Juan March.
March hatte schon im 1. Weltkrieg erhebliche Gewinne erzielt aus Handelsgeschäften mit allen kriegführenden Staaten. So liess Juan March es sich auch nicht nehmen, die kriegerischen Aktionen Francos zu finanzieren.
Spanien im 2. Weltkrig neutral, Mallorca Franco freundlich gesinnt - ein interessanter Ort im Mittelmeer für havarierte deutsche Kriegsschiffe und Flugzeuge, für Agenten und Spione. Kriegerische Aktionen gab es auf der Insel aber keine.

Die Zeit nach 1945 ist geprägt durch die zentralistische Machtpoltik des Francoregimes. Einserseits die Unterdrückung jeglicher kulturellen Eigenheit der Landesteile Spaniens (Verbot der katalanischen Sprache und damit des Mallorquin, einer mundartlichen Abart des Katalan) und andererseits ein ungeahntner Aufschwung des Tourismus aufgrund der Stablität und Berechenbarkeit der Politik aus Madrid, die die ausländische Investitionsbereitschaft sehr förderte.
Nach dem Tod Francos 1975 hat sich an der auf Expansion bedachten Tourismuspolitik nichts geändert - weder unter den sozialdemokratische geführten Regierungen bis Mai 1996 noch unter den konservativ geleiteten Regierungen bis 2004.
Besuchten 1950 erst 127.000 Touristen die Insel, waren es 1988 schon mehr als 6.000.000 Besucher. Der aufkommende preiswerte Massentourismus lässt Mallorca sehr schnell zur Urlaubsinsel Nr.1 vornehmlich der Deutschen avancieren.

Einem ungehemmten Bauboom in den 70, 80 und 90er Jahren mit den bekannten negativen Auswüchsen folgte in den letzten Jahren eine umweltbewusstere Baupolitik. Eine der grössten Herausforderung der jetzigen und künftigen Poitik ist jedoch weiterhin die Bewältigung der Gratwanderung zwischen der Förderung des Tourismusgewerbes bei gleichzeitiger Besinnung auf kulturelle Eigenheiten und umweltbewusste Regionalpoltik

Mallorca bekam im Jahre 1983 von Madrid einen Autonomiestatus eingeräumt, den man mit der Eigenständigkeit eines deutschen Bundeslandes durchaus vergleichen kann.
Wie dieser Autonomiegedanke in den Herzen der Mallorquiner verankert ist, zeigt sich auch in der "Wiedergeburt" der eigenen Kultur und Sprache - dem Mallorquin, einer Abart des Katalan.
Ortsschilder sind vielfach "2-sprachig" oder nur in katalanisch ausgefertigt, die Kinder werden in den Schulen auf katalanisch unterrichet und lernen zusätzlich Spanisch, auf den Amtsstuben und im amtlichen Schriftverkehr wird mallorquinisch bevorzugt mit der Folge, daß selbst Festlandspanier bei Behördengängen oft Hilfe benötigen.

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